Sommerwochen 2025
Ich erinnere mich an meinen ersten Bibliotheksausweis. Eine Pappkarte, die bei jedem Besuch einen Stempel bekam. Von alten Damen mit Brille, die sich freuten über meinen Leseheißhunger, mit dem ich Geschichten verschlang. Viel später bekam ich einen Reisepass. Und im Rückblick fühlt sich das ähnlich an. Beide eröffneten mir Welten. Ideenwelten. Begegnungen. Erfahrungen von Weite, Draußen, Tiefe, Irritation, Verbundenheit. Wer wäre ich ohne Worte? Wer ohne Reisen, Urlaube und Besuche?
Ich bin eine, die immer gerne gelesen hat. Mittlerweile lese ich oft online. Einen Zeitungsartikel auf dem Laptop. Nachrichten im Smartphone. Ich teile, like, kommentiere, verbinde mich auf Insta – und schätzte das sehr. Ich höre Radio und Podcasts. Es kostet mich ehrlicherweise einen kurzen trotzkräftigen Willenshopps, die digitale Welt gegen ein Buch einzutauschen.
Ein Buch bleibt eine Welt für sich. Beflügelt meine Fantasie. Schafft mir so viel Freiraum. Lässt mir Freiraum. (Ohne dass ein Tech-Riese mich dabei verwertet.) Auch diese haptische Erfahrung: Papier in Händen. Einen Bleistift dazu. Kein Scrollen, sondern Blättern und Umblättern, Stöbern, Kritzeln, Träumen… Mein Tagebuch liegt oft dabei und freut sich über Kommentare.
Was ich gerade gelesen habe: „Wenn Gefühle auf Worte treffen.“ Siri Hustvedt im Gespräch mit Elisabeth Bronfen. Ich habe mich in kleinen Zeilen wiedergefunden: „Schreiben kann eine Qual sein und große Lust.“ Die Gefühle und Worte sind voller Leidenschaft. „Echt!“, hab ich ein paar Mal laut geseufzt. Außerdem: „Revolution der Verbundenheit“ von Franziska Schutzbach. Viel gute Energie habe ich beim Lesen aufgespürt. Im Backlash, den wir gerade erleben, die schöne Kraft der Solidarität. Wie sie schreibt von Frauen, Flinta*, ihrer Mutter, Menschen. Und „Die Großzügigkeit der Felsenbirne“ von Robin Wall Kimmerer. Immer inspirierend. Diesmal fürs selbstlose Geben und verantwortungsvolle Nehmen.
Auf meinem Nachttisch liegt auch „On the Wings of Shekhinah: Redicovering Judaismus Devine Feminine“ von der Rabbinerin Leah Novick . Diese Idee von G-ttes Einwohnung, Meinwohnung, Präsenz, Herzensbergung hat mich auch zu einem kleinen Lied inspiriert. „In the secret room of my heart, I open a window for you. Your wings carry me far, kanfei ha’Shekhinah.“ Die Noten finden sich hier.
Danke immer wieder für alle kleinen Zeichen und Gesten dieser Verbundenheit. Schön, wenn wir uns live sehen bei einer Konzertlesung von 2Flügel, bei einer Lesung, Schreibwerkstatt, einer gottesdienstlichen Feier. Oder im großen Netz, bei Insta. Meine täglichen Posts finden sich auch hier auf dieser Webseite. Herzlichen Dank für alle Grüße, Nachrichten, Mails, Kommentare, Feedback und Fragen. Willkommen! Namaste!