Vor einiger Zeit war ich mal wieder in Gent. Wirklich eine Lieblingsstadt. Ein Kraftort für mich. Das flämische Flair. Der Duft von Gebäck und frischem Fisch. Das ‚Le Pain Quotidien‘ mit dem große Gemeinschaftstisch. Hier traf ich eine Übersetzerin, die die deutsche Sprache liebt. Wir haben uns wunderbar unterhalten. Ich spaziere viel. Meine dann immer, den freien Beginengeist in der Stadt zu spüren. Erlebte diesmal zum ersten Mal das Lichtfestival. Wie immer beseelende Kunst. Mache Pause in Kirchen. Zünde Kerzen an und stelle sie auf hohe Leuchter – eine schöne Art der Fürbitte für mich. Es tut mir so gut, diesen Ort zu haben.
Inzwischen ist mir die Stadt so vertraut, dass ich merke, wenn sich etwas verändert hat. Etwas fehlt. Etwas ist dazugekommen. Es gibt einen neuen israelischen Imbiss: ‚Bokertov‘. Einen coolen Secondhand-Laden. Ein kleiner, unabhängiger Modeladen steht leer. Das ‚Dille & Kamille‘ ist eine Baustelle. Im Teeladen gibt es viele Matcha-Sets, Besen und große, grüne Tassen. Ein Café, das in all den Jahren nie gut besucht war, ist heute rappelvoll. Im Hotel, ein ehemaliger Beginenhof, schlafe ich im selben Zimmer wie so oft. Veränderung zu bemerken, hat mit Aufmerksamkeit zu tun und mit Vertrautheit.
In der Passionszeit denke ich weiter nach über Fehlen, Vermissen und Finden. Ich verzichte auf Blumen in diesen Wochen. Kaufe mir selber keine und verschenke keine. Streife den Blumenladen mit einem sehnsüchtigen Blick und ziehe weiter. Noch fehlt ja überhaupt so viel Grün. Oft ist der Himmel zurzeit grau. Aber in meinem Kiez blühen die Bäume fulminant und rosarot. Der Frühling kommt. Und ich freue mich schon auf Karsamstag, wenn ich zum Markt gehe und mir einen großen bunten Strauß kaufe.
Ich trinke in diesen Wochen außerdem keinen Alkohol. Kein Glas Rotwein, keinen Birnenbrand oder Gin Tonic. Die Zeit nach dem Konzert, die Hotelbar, der Abend – sie fühlen sich anders an. Ich freue mich, dass es mir leicht fällt, nicht zu trinken; leichter als der Blumenverzicht. Freue mich aber auch auf die Feier am Gründonnerstag, wo ich das Fasten breche mit einem Glas südafrikanischem Rotwein. Veränderung zu erleben, hat mit Gewohnheit zu tun und mit Unterbrechung.
„Leidenschaft Leben“ beschäftigt mich außerdem, das Passionsprogramm von 2Flügel. Ich bin ganz beseelt von den Konzerten. Von kleinen Begegnungen und Gesprächen am CD-und Bücher-Tisch. Wenn ich einen kurzen Blick in ein Herz werfen darf. Danke dafür! Es immer schön, wenn wir uns live sehen. Eben bei 2Flügel-Konzerten, bei einer Lesung, Schreibwerkstatt, in einem Gottesdienst. Ich bedanke mich für alle Verbundenheit, im großen Netz, immer gerne morgens bei Instagram. (Für alle, die da nicht sind, gibt es meine Posts jetzt auch hier auf meiner Webseite.) Danke für alle Grüße, Nachrichten, Mails, Kommentare, Feedback und Fragen. Wenn es dann soweit ist: feiern wir trotzig fröhlich Ostern! Halten wir Veränderungen zum Guten für möglich, kleinere und große. Ich grüße herzlich. Namaste!